Lilli

Am 7. Januar 2008 wurde in Namibia ein kleines afrikanisches Mädchen geboren. Ihre Mutter Maje hatte während der Schwangerschaft einen tragischen Verkehrsunfall, bei dem es vier Tote gab, mit schweren Verletzungen überlebt. Maje starb wenige Tage nach der Entbindung im Krankenhaus Katutura in der namibischen Haupstadt Windhoek an einer Gehirnhautentzündung.
Zu dieser Zeit weilte die Thüringerin Sylvia Fischer auf der Farm Otjekongo in Namibia, auf der Maje bis dahin ihr zu Hause hatte. Spontan erklärte sie sich bereit mit dem Farmer Gero Diekmann ins 250 km entfernte Windhoek zu fahren und das Baby aus dem Krankenhaus zu holen.
Damit beginnt die Geschichte von Lilli, deren Namen auch unser Verein trägt.

“Es war schon ein sehr emotionaler Augenblick meines Lebens, als ich den kleinen Winzling in ihrem Bettchen im Krankenhaus sah und wußte, dass sie ihre Mama niemals kennenlernen würde.”

In einer spontanen Hilfsaktion per Email spendeten Verwandte, Freunde und Bekannte aus Deutschland die erforderlichen Mittel um für Lilli, die diesen Namen von Sylvia Fischer bekam, Babynahrung, Kleidung, Pflegemittel u.ä. zu kaufen. Ihre Mama wird sie aber niemals kennen lernen und kein Mensch wird sie jemals wirklich ersetzen können. Selten ist es aber so deutlich, wie oft Licht und Schatten beisammen liegen. Das Schicksal der kleinen Lilli hat viele Menschen motiviert auch anderen benachteiligten und hilfebedürftigen Kindern in Afrika zu helfen. Lilli lebte die ersten 9 Monate bei ihrer liebevollen Pflegemama Monika auf der Farm Otjekongo. Sie ist ein ziemlich starkes Persönchen geworden und kann sich schon im Kleinkindalter gegenüber anderen gut durchsetzen.

Nachdem ihr Vater Katjau eine neue Partnerin hat, holt er Lilli zu sich und gründet eine neue Familie. Lilli bekommt neben ihren vielen älteren Geschwistern noch 3 jüngere Halbgeschwister. Die Familie lebt sehr beengt in einer kleinen Hütte und die Bedingungen für alle sind zu diesem Zeitpunkt sehr schlecht. Durch den Bau des Kindergartens auf der Farm Otjekongo, der von Lilli e.V. finanziert wurde, kann Lilli schon mit einem Jahr diese für sie so wichtige Einrichtung besuchen.

2012 zieht Lillis Familie arbeitsbedingt auf die etwa 8 km entfernte Farm Hollywood und Lilli kann am Kindergarten nicht mehr teilhaben. Damit verschlechtert sich die Entwicklung und die Lebensqualität für Lilli dramatisch. Zu diesem Zeitpunkt sucht unser Verein intensiv nach einer anderen Lebensmöglichkeit für Lilli.

Aber erst einmal geht es auf Lillis erste große Reise durch Namibia im Dachzelt mit 4 Mitgliedern unseres Vereines. Eine unglaublich tolle Erfahrung und eine sehr emotionale Zeit für alle. Lilli spricht weder englisch noch deutsch und die Mitreisenden verstehen und sprechen Lillis Sprache nicht. Aber alles geht gut und es wird im September/Oktober 2012 eine unvergessliche Reise für alle.

Aber wie soll es nun mit Lilli weiter gehen?

Durch gute Kontakte zu Birgit Hausmann, der deutschstämmigen Betreiberin eines privaten Kindergartens in Otjiwarongo, besteht die Möglichkeit Lilli ein völlig neues, gesichertes und anspruchsvolles Leben zu ermöglichen. Ihr Vater begrüßt unseren Vorschlag und die kleine Lilli verlässt im März 2013 ihre Familie und ihr bisheriges Leben.

In Otjiwarongo wird Lilli von einer Pflegemutter betreut, besucht den Kindergarten von Birgit Hausmann und lernt im Kreise vieler Kinder sehr schnell die deutsche Sprache. Seit ihrem Umzug in diese namibische Kleinstadt hat unser Verein alle Kosten für Lilli übernommen. Nach 2 intensiven Jahren des Lernens und völlig anderem Lebens in Otjiwarongo steht fest, dass Lilli die Anforderungen für die deutsche private Schule (PSO) erfüllt und dort die Schule beginnen kann.

Im Januar 2016 reisen 13 Mitglieder unseres Vereines nach Namibia um Lilli bei diesem großen Lebensereignis, der Einschulung und dem ersten Schultag zu begleiten. Lilli fällt das Lernen auch aufgrund ihrer ungewöhnlichen Lebensumstände recht schwer, aber sie „beisst“ sich immer wieder durch. Seit der Wiederholung der 2. Klasse schafft sie die schulischen Anforderungen der nächsten Schuljahre mit Fleiß, Konsequenz und viel Unterstützung bis zum jetzigen Zeitpunkt, wo sie die 7. Klasse an der PSO absolviert.

Jedes Jahr besuchen unsere Mitglieder Lilli in Namibia und im Jahr 2017 wird ein großer Traum wahr und Lilli steigt zum ersten Mal in ein Flugzeug und reist nach Deutschland. Hier verbringt sie 3 intensive, lehrreiche und wunderschöne Wochen bei der Familie der Vereinsvorsitzenden Sylvia Fischer, aber auch bei vielen anderen Mitgliedern von Lilli e.V. Sie fühlt sich schnell überall zu Hause und liebt es die volle Aufmerksamkeit ihrer Mitmenschen zu haben.

Auch für Lilli war die weltweite Corona-Pandemie mit großen Auswirkungen verbunden, da die Schule geschlossen werden musste. In dieser Zeit gab es große Unterstützung durch eine deutschstämmige Familie, die Lilli für mehrere Wochen aufgenommen und im Homeschooling unterrichtet hat. In dieser Zeit kam es auch zu einem Wechsel in der Betreuung von Lilli und sie lebt inzwischen bei ihrer Pflegeoma Rebekka und deren Familie in Otjiwarongo.

Lilli besucht 2023 die 7. Klasse an der PSO und wird diese Schule im Dezember beenden, da es keine weiterführende Einrichtung ist. In Otjiwarongo gibt es zwei Schulen, die Lilli dann im Anschluss besuchen kann.

Durch umfangreiche Besuche unserer Mitglieder seit der Geburt von Lilli, durch verschiedene Touren mit Lilli sowie durch ihre Reise nach Deutschland kennt sie viele Mitglieder unseres Vereines und hat Dank der neuen Medien intensive Kontakte.

Lillis und auch unser großes Ziel ist es, dass sie einen guten Schulabschluss und später eine Berufsausbildung macht. Damit kann sie sich ein gutes und selbst bestimmtes Leben ermöglichen, was für die Frauen in Afrika immer noch nicht selbstverständlich ist.

Wir werden Lilli auch weiter auf ihrem nicht immer leichten Weg begleiten und intensiv an ihrem Leben mit allen Höhen und Tiefen teilhaben.

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Kindergarten Otjekongo