Lilli Januar 2012
Januar 2012
Im Januar 2012 begleiten wir das Leben der kleinen Lilli nun schon 4 Jahre.
Meist geschieht dies ja leider nur in Gedanken und durch wenige Telefonate und Mails mit dem Farmer Gero Diekmann.
Aber mindestens 1x im Jahr machen wir uns auf den weiten Weg nach Namibia und besuchen Lilli. Auch im Januar 2012 war es wieder soweit und 10 Mitglieder unseres Vereines flogen nach Afrika.
Laut den amtlichen Dokumenten des Krankenhauses in der Hauptstadt Windhoek, wo die Vereinsvorsitzende Sylvia Fischer im Januar 2008 Lilli abholte, ist ihr Geburtsdatum der 8. Januar. In diesem Jahr stellten wir bei einer Betrachtung von Lillis Geburtsurkunde aber fest, dass dort der 7. Januar eingetragen ist. So ist Afrika und nun hat Lilli ihren Geburtstag am 7. Januar. In Lillis Kultur spielt dieser Tag keine Rolle, meist ist er den Eltern auch gar nicht bekannt. Gratulation, Feier und Geschenke zum Geburtstag kennen die meisten Menschen in Afrika nicht und es ist unwichtig für sie, wann sie geboren sind.
Lilli wohnt im Januar 2012 nicht mehr auf der Farm Otjekongo, sondern auf Hollywood. Dies bedeutet leider keine Verbesserung der Wohnqualität, wie man aus diesem berühmten Namen folgern könnte, sondern eher eine Verschlechterung.
Diese Farm ist etwa 8 Kilometer von der Farm Otjekongo entfernt, wo Lilli bisher gewohnt hat und auch unseren Kindergarten besuchen konnte. Auf Hollywood (auch in Besitz der Familie Diekmann) hat ihr Vater einen neuen Job bekommen. Es ist ein so genannter Außenposten und er ist hier für eine Ziegen- und Rinderherde verantwortlich.
Leider ist es nun nicht mehr möglich, dass Lilli und ihre 3 jüngeren Halbschwestern den Kindergarten auf der Farm Otjekongo besuchen. Dies ist für uns eine sehr schwierige Situation, da Lilli und ihre Geschwister mit den Eltern als einzige Familie sehr isoliert auf Hollywood leben und arbeiten.
Gemeinsam mit der Farmerfamilie Diekmann versuchen wir zurzeit eine Lösung für diese unbefriedigende Situation zu finden.
Lillis Stiefmutter hat nun 3 Mädchen im Alter von 1 bis 3 Jahren und kann sich um die 4jährige Lilli kaum kümmern. Man hat auch den Eindruck, dass Lilli keine emotionale Bindung zu dieser Frau hat und sich mehr auf ihre 18jährige Schwester Karetu konzentriert, die aber auch gerade ein Baby bekommen hat. Auch bei unserem Besuch in diesem Jahr wurden wir gefragt, ob wir Lilli mit nach Deutschland nehmen möchten. Dies ist leider aus rechtlichen Gründen nicht möglich, auch wenn der Vater dies gern möchte.
Lilli ist dennoch weiterhin ein sehr aufgeschlossenes und interessiertes Persönchen, mit der wir einige schöne Stunden verbracht haben. Sie genießt sehr die Aufmerksamkeit, die sie dabei durch uns erhält. Sie ist sehr neugierig und erzählt in ihrer einheimischen Sprache, die wir leider nicht verstehen. Sie plappert alles sehr interessiert und deutlich nach, was sie in deutscher Sprache von uns hört.
Wie auch schon in den vergangenen Jahren isst Lilli viel und alles, was sie von uns bekommen kann, wenn wir da sind. Leider ist ihre Ernährung ansonsten recht einseitig und besteht meist aus Maisbrei und Milch und ab und zu etwas Fleisch. Da ist es verständlich, dass ihr Kekse, Obst, Gemüse, Wurst und Nutella besonders gut schmecken. Trotz einseitiger Ernährung macht Lilli einen sehr gesunden Eindruck und ist gut genährt.
Viele Spender aus Deutschland hatten uns wieder Kleidung und Spielsachen für Lilli mit auf die Reise gegeben und so konnten wir das kleine Kakaoböhnchen reichlich beschenken. Mit Lilli veranstalteten wir eine kleine Modenschau und sie wusste ziemlich schnell, welche Kleidung ihr gefällt und welche nicht.
Mit Lilli zusammen haben wir ihre 4 leiblichen Geschwister besucht, die noch zur Schule gehen. Sie leben im Internat und Lilli sieht sie nur alle paar Wochen oder in den Ferien. Die Freude über diesen Besuch war bei allen sehr groß.
Ein großes Abenteuer für Lilli und auch für uns war eine gemeinsame Übernachtung im Gästehaus unseres Freundes Emil Diekmann auf der Farm Wilderness. Obwohl Lilli in ihrem Leben weder ein Badezimmer noch ein richtiges Bett gesehen hat, war sie total unkompliziert und sehr neugierig. Wie selbstverständlich hat sie alles mitgemacht und das Duschen, Eincremen und Essen hat ihr sehr gut gefallen.
Wie in jedem Jahr fiel der Abschied von Lilli auch wieder sehr schwer. Viele Dinge laufen nicht optimal für sie und wir werden uns sehr bemühen dafür Lösungen zu schaffen. Dies hängt aber nicht von uns allein ab, sondern in großem Maß von der Farmerfamilie Gero und Doro Diekmann. Vielleicht schaffen wir es gemeinsam, dass Lillis Vater eine neue Arbeit auf der Farm Otjekongo erhalten kann. Dann müsste für die Familie noch ein Häuschen gebaut werden, so dass ein Umzug von Hollywood nach Otjekongo stattfinden könnte. Nur so kann Lilli wieder ein intaktes soziales Umfeld erhalten und auch den Kindergarten besuchen.
Bye, bye Lilli bis zum nächsten Besuch!
April 2012
Bei Gesprächen vor Ort mit dem Farmer Gero Diekmann in Januar 2012 haben wir versucht, die unbefriedigende Situation für Lilli wieder zu verbessern und auch den Besuch des Kindergartens wieder zu ermöglichen.
Anfang April 2012 haben wir die freudige Nachricht erhalten, dass Lilli und ihre große Schwester Karetu von einer Familie auf der Farm Orjekiongo aufgenommen wurden und es ihr sehr gut geht.
Joans, der Gärtner und Melker auf der Farm Otjekongo und seine Frau werden sich sicher gut um Lilli kümmern. Natürlich kann sie nun auch wieder den Kindergarten besuchen und lernen und spielen.
Unser Verein leistet monatlich einen kleinen Beitrag für den Unterhalt von Lilli.
In Afrika ist es nicht ungewöhnlich, dass Kinder nicht bei ihren Eltern aufwachsen. Da Lillis Verhältnis zu ihrer Stiefmutter nicht so optimal war, ist dies nun eine gute Lösung für alle.